Calleo Fallstudie: IGS Lengede - wenn Profis mit Experten arbeiten
Autor: Stefan von Burggraf Frieling
Geschäftsführer des Calleo Instituts
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Wer einmal den Weg des digital gestützten Unterrichts eingeschlagen hat, der begnügt sich nicht mit der halben Reise. Trotz Schulpreis für Digitalisierung. Oder aber vielleicht gerade deswegen.
Ausgangssituation, besondere Anforderungen und Zielsetzung
Als die Weiterbildungskoordinatorin der Integrierten Gesamtschule (IGS) Lengede im Frühjahr 2022 auf uns zukam, um gemeinsam mit uns eine maßgeschneiderte Lehrerfortbildung zu konzipieren, wussten wir sofort: wir haben es mit Profis zu tun. Die IGS Lengede war nicht nur technisch mit interaktiven Tafeln, Tablets sowie WLAN in den Klassenzimmern gut ausgestattet. Sie hatte bereits ein Lernmanagementsystem implementiert, wendete erfolgreich das ‚Bring your own device‘-Konzept (byod) an, bildete ihre Lehrkräfte regelmäßig in Mikrofortbildungen weiter und sie hatte bereits den Deutschen Schulpreis 2021 in der Kategorie „Digitale Lösungen umsetzen“ gewonnen.
Dennoch bestand seitens des Schulleitungsteams, der FachleiterInnen sowie des Kollegiums weiterhin großes Interesse an der Weiterentwicklung des eigenen Unterrichts mithilfe digitaler Medien.
Eine sehr gute digitale Ausstattung allein ist natürlich kein Garant dafür, dass Lehrkräfte jene Programme kennen und einsetzen, die einen lernpsychologischen Mehrwert für den eigenen Fachunterricht ermöglichen. In den meisten Kollegien existiert ein quantitatives und qualitatives Gefälle zwischen den Lehrkräften im Hinblick auf die Auswahl und den Häufigkeit digitaler Lehr- und Lernmethoden im Unterricht. Wie oft Lehrerinnen und Lehrer digitale Unterrichtsmethoden nutzen, hängt oft nicht allein von der Medienaffinität der Lehrkraft, sondern auch von dem während der Lehrerausbildung oder in vorherigen Fortbildungen aufgebauten Repertoire an Apps und Unterrichtsprogrammen ab.
Aufgrund zahlreicher Schulungsinitiativen in den vergangenen Jahren war es dem Schulleitungsteam an der IGS Lengede bei einer verpflichtenden Lehrerfortbildung für das gesamte Kollegium wichtig, dass die Seminare inhaltlich sowohl den fachspezifischen Bedürfnissen gerecht würden als auch fächerübergreifend neue digitale Impulse setzen könnten. Jede Lehrkraft sollte dabei selbst entscheiden können, in welchen Bereichen sie ihren Unterricht digital weiterentwickeln möchte. Darüber hinaus war es erforderlich, Fortbildungsinhalte auszuwählen, die genau zur technischen Ausstattung der Schule passen würden. Alle vorzustellenden Programme sollten daher kostenfrei sein und plattformübergreifendes Arbeiten gewährleisten, sodass die Anwendungen später unabhängig vom Betriebssystem oder Endgerät der Lehrer- und der Schülerschaft einsetzbar sein und damit zum aktuellen Schulkonzept byod würden.
Vorbereitungen für die Fortbildung des Schulpreis-Kollegiums
Aufgrund der individuellen Ausgangslage der IGS Lengede fand im ersten Schritt der Zusammenarbeit eine gemeinsame Besprechung mit den verschiedenen Fachbereichsleiterinnen und -leitern und dem Calleo Planungsteam durch, um einen Überblick zum aktuellen Kenntnisstand und den Bedürfnissen des Kollegiums in den unterschiedlichen Fachbereichen zu erhalten. Anschließend erfolgte in enger Absprache mit der Fortbildungskoordinatorin die Auswahl der anzubietenden Impulsseminare und schließlich mit allen Lehrkräften eine maßgeschneiderte Bedarfsabfrage, um die Anzahl und die Schwerpunktsetzung aller durchzuführenden Seminarimpulse zu konkretisieren.
Bei der Umfrage konnte jede Lehrkraft zwischen verschiedenen Weiterbildungsimpulsen wählen, die entweder fachspezifisch oder fächerübergreifend ausgerichtet waren. Im fachspezifischen Bereich beinhaltete die von Calleo empfohlene Auswahl an digitalen Werkzeugen beispielsweise Impulse für:
- Deutsch (Balladenvertonung, Visualisierung von Erörterungen, Verbesserungs der Rechtschreibkompetenzen),
- Fremdsprachen (Vokabeltraining, Lernvideoerstellung und Grammatikschulung),
- Mathematik (Berechnung- und Visualisierungsprogramme für Algebra und Geometrie),
- Kunst (Gestaltung von Grafiken)
- und auf Wunsch des Schulleitungsteams auch den Bereich Sonderpädagogik (Fachdiagnostik und Förderplanerstellung).
Fächerübergreifenden Fortbildungsimpulse gab es auch, wie zum Beispiel:
- die Klassen- und Heftführung,
- die Gestaltung interaktiver Lernpfade,
- die Durchführung digitaler Erarbeitungs- und Präsentationsphasen sowie
- die Bereiche Wissensüberprüfung und Feedbackprogramme im Unterricht vor.
Insgesamt stellte Calleo für das Kollegium der IGS Lengede 19 verschiedene Kurse zur Auswahl, in welche sich die Lehrkräfte selbstständig einschreiben konnten. Dabei ist positiv hervorzuheben, dass die Lehrkräfte dem Thema Medieneinsatz sehr aufgeschlossen gegenüberstanden. Waren seitens der Schulleitung nur zwei Fortbildungsimpulse verbindlich für das Lehrpersonal, ergaben die Anmeldezahlen, dass sich viele Lehrerinnen und Lehrer freiwillig in drei, vier oder mehr Gruppen eintrugen. Dies zeugt einerseits davon, dass Weiterbildungen im digitalen Bereich immer sinnvoll und hilfreich sind, sogar dann, wenn bereits ein Schulpreis für Digitalisierung erworben wurde. Man lernt bekanntlich nie aus und das Angebot an digitalen Unterrichtsprogrammen entwickelt sich so schnell weiter, dass eine regelmäßige, aktualisierte Fortbildung für Lehrkräfte nahezu unumgänglich wird. Andererseits wurden alle Kurse im Rahmen der Forbildungsreihe bewusst über mehrere Wochen als Nachmittagsveranstaltungen angeboten, um Lehrkräften die Möglichkeit zu bieten, optional mehr als zwei Veranstaltungen wahrzunehmen – ein Vorgehen, dass innerhalb des Kollegiums der IGS Lengede großen Anklang fand.
Umsetzung des Projekts: Fortbildung der Lehrkräfte ab September 2022
Die Fortbildung aller Lehrkräfte fand in Abstimmung mit dem Schulleitungsteam an verschiedenen Nachmittagen im September und Oktober in einem dreistündigen, interaktiven Onlineformat statt. Dabei wurden insgesamt 12 verschiedene Calleo-DozentInnen in 19 fachspezifischen und fächerübergreifenden Fortbildungsimpulsen eingesetzt. Bei der Durchführung von Calleo-Seminaren steht für die Dozenten der Praxisbezug an erster Stelle. Bestimmte Fragestellungen sind dabei in allen Fächern präsent und bilden die Grundlage für die vorzustellenden Anwendungen:
Welche Unterrichtsprogramme eignen sich in meinem Fach didaktisch, methodisch und lernpsychologisch am besten, um verschiedene Unterrichtsphasen zu gestalten? Wie kann ich meine anvisierten Lernziele noch zielführender mithilfe von digitalen Unterrichtsmethoden erreichen? Welche digitalen Anwendungen stellen lediglich eine Spielerei dar? Welche Programme ermöglichen mir eine anschauliche Wissensvermittlung im Unterricht, eine Arbeitserleichterung als Lehrkraft oder eine binnendifferenzierte Förderung meiner Schülerinnen und Schüler?
Diese Art der Wissensvermittlung stellt bewusst die didaktischen Vorteile digitaler Medien in den Vordergrund und setzt damit eine fundierte Vorbildung der Dozentinnen und Dozenten sowohl in der technischen Handhabung der Programme als auch der sinnvollen Einbindung in den Unterrichtvoraus. Bei allen Calleo-DozentInnen handelt es sich deshalb ausschließlich um ausgebildete Lehrkräfte, die digitale Medien selbst täglich in ihren eigenen Klassen anwenden. Selbstregend wurden daher für alle 11 fachspezifischen Workshops wie in Deutsch, Mathematik, Geographie und Geschichte, Religion, Werte und Normen, den Naturwissenschaften, Fremdsprachen, Musik, Kunst und Sport bewusst Dozentinnen und Dozenten ausgewählt, die diese Fächer selbst unterrichten. Dieses Vorgehen begeisterte während der Seminare nicht nur die Lehrkräfte, sondern auch die Fachbereichsleiterinnen und Fachbereichsleiter der Schulpreisschule.
Was die FachleiterInnen der IGS Lengede besonders begeistert hat:
Weil fachspezifische Unterrichtsprogramme bekanntlich nur einen Teil des digitalen Lehr- und Lernalltags ausmachen, entschieden sich die Lehrkräfte der IGS Lengede bei der Bedarfsabfrage bewusst für eine ganze Reihe fächerübergreifender Schwerpunkte. Auch Themen wie die digitale Unterrichtsvorbereitung und Heftführung, Programme zur Wissensüberprüfung mit automatischer Korrektur, Anwendungen für Erarbeitungs- und Präsentationsphasen im Unterricht, die Erstellung interaktiver Lernpfade, der Einsatz kollaboratives Schreibens sowie die Verbesserung der Klassenführung wurden daher von der Mehrheit des Kollegiums gewählt, dankbar angenommen und sehr gut evaluiert.
Langzeitresultate und Feedback der Schulpreis-Schule
„Es ist bei vielen eine Begeisterung für neues Probieren entfacht worden.“ Mit diesen Worten fasst Schulleiter Hans Knobel das an ihn herangetragene Feedback seines Kollegiums im Anschluss an unser gemeinsames Reflexions- und Auswertungsgespräch der absolvierten Fortbildungsreihe zusammen.
Doch was bedeutet das konkret, in Zahlen ausgedrückt?
- 93% aller Lehrkräfte waren (sehr) zufrieden mit der Durchführung der Impulse
- 72% der TeilnehmerInnen beurteilten ihr Seminar als sehr gut und ausgezeichnet
- 81% gaben an, ihre Kenntnisse durch die Fortbildung stark erweitert zu haben
- 95% empfanden das Vermittlungstempo der DozentInnen als angemessen oder genau richtig
- 97% lobten die technische Kompetenz der Vortragenden
- 94% waren von der didaktischen Durchführung der Seminare begeistert
Aus unserer langjährigen Erfahrung wissen wir, dass viele Schulleitungsteams und Fortbildungsbeauftragte von der positiven Resonanz einer verpflichtenden Fortbildungsreihe zunächst überrascht sein mögen. Schließlich hadern Schulleiterinnen und Schulleiter oft mit der Frage, ob die Weiterentwicklung der Unterrichtsqualität den Lehrkräften selbst überlassen und damit freiwillig oder durch eine verpflichtende Initiative des Schulleitungsteams begleitet werden sollte. Das gilt im Besonderen für eine Schulpreisschule wie die IGS Lengede, die im Hinblick auf die digitalen Kompetenzen ihrer Lehrkräfte nachweislich nicht bei Null anfängt. Die vorliegende Fallstudie belegt eindrucksvoll, dass gerade für Lehrkräfte an Schulen wie in Lengede die eigene kontinuierliche Weiterbildung selbstverständlich geworden und damit längst ein Teil des eigenen Professionalitätsverständnisses als Lehrkraft ist. Fortbildungen werden grundsätzlich nicht als Last empfunden, wenn sie die Chance bieten, die eigene Unterrichtsqualität maßgeblich zu steigern. Ob eine Fortbildung tatsächlich als gewinnbringend empfunden wird, hängt damit maßgeblich von der Qualität und Passgenauigkeit ihrer Inhalte und ihrer Vermittlung ab.
Einer der vielleicht wichtigsten Aspekte einer erfolgreichen Fortbildungsreihe betrifft allerdings das Schulleitungsteam selbst, dessen Aufgabe naturgemäß auch die Kommunikation der Fortbildungsabsicht an das eigene Kollegium beinhaltet. Das Calleo Institut bedankt sich deshalb an dieser Stelle ausdrücklich für die perfekte Vorbereitung der Fortbildungsreihe durch die Fortbildungskoordinatorin, die positive Einstimmung des Kollegiums durch das gesamte Schulleitungsteam und wünscht der IGS Lengede weiterhin großen Erfolg bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung ihres Kollegiums.
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Autor: Stefan von Burggraf Frieling
Geschäftsführer des Calleo Instituts
Stefan Burggraf von Frieling ist als Dozent an über 20 Universitäten tätig und ausgebildeter Gymnasiallehrer. Als Geschäftsführer des Calleo Instituts berät er Kultusministerien, Schulen und Führungskräfte in der Schullandschaft in den Bereichen Strategiemanagement, Digitalisierung & Lernpsychologie.
Unsere Aufgabe
Wir unterstützen Lehrkräfte bundesweit dabei, ihren Unterricht mithilfe von erfolgsbewährten, praxisnahen Konzepten nachhaltig zu verbessern und durch den Einsatz digitaler Medien noch lernwirksamer und spannender zu gestalten.
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